Donnerstag, April 26, 2012

Der Kickprügel

Von meinem Lieblingskolumnisten und Fußballschutzpatron >St. Burnster habe ich den Kickprügel der >Lisa Neun weitergereicht bekommen. Weil dieses Stöckchenspiel sentimentale Erinnerungen ans Paläozoikum der Weblogerei hervorruft und Fußball sowieso im Zentrum der Weltöffentlichkeit steht, beteilige ich mich mit Vergnügen am Turnier.

1) Erzähl mal – welcher Verein und warum?
Der Pfarrer Müller ist schuld. Seit dem Messdienerausflug Ende der 1970er Jahre, als wir mit dem Omnibus aus der tauberfränkischen Heimat nach Frankfurt zum Waldstadion gefahren sind und ich die SGE mit dem Jürgen Grabowski spielen gesehen habe, bin ich Fan von Eintracht Frankfurt. Danke, Pfarrer Müller. Anfang der 1990er Jahre bin ich dann auch oft ins Wildparkstadion gegangen und besitze seither sogar Sympathien für den KSC. (Das darfst du hier in Frankfurt zwar keinem erzählen, aber im Internet sind wir schließlich unter uns.)

2) Was ist deine verhassteste Schweinephrase?
Jede verbale Absonderung von rechtsradikalen Dynamo Dresden Fans in der Straßenbahn Linie 21 auf dem Weg zum Waldstadion.

3) Was war dein bisher unangenehmster "Feindkontakt"?
Rechtsradikale Dynamo Dresden Fans in der Straßenbahn Linie 21 auf dem Weg zum Waldstadion.

4) Lustigste Fußballanekdote
>Mein schönstes Kriegserlebnis

5) Was ist für dich die Faszination am Fußball? 
Fußball funktioniert als Erklärungsmodell für jeden Lebensbereich. Verteidigung, Angriff, Abseits, Kampf, Sieg, Niederlage, Langeweile und Dramatik etc. Wer sich für die Philosophie des Fußballs interessiert, versteht das Modell. Alle anderen haben das Champions-League-Halbfinale der Bayern gegen Real vorhin verpasst und müssen sich ihr Leben selbst erklären.

Auch wenn der >Ole noch Ostern feiert, lege ich ihm den Kickprügel auf den Punkt des Anstoßes.

Montag, April 16, 2012

Sehr geehrter schwarzer Block,

nachdem du am 31. März viel Energie darauf verwendet hast, Menschen anzugreifen und schwere körperliche Schäden zuzufügen, willst du Frankfurt im Mai erneut mit deiner Anwesenheit verdunkeln und kündigst weitere Gewalt unter dem Motto "Blockupy Frankfurt" an.

Für Bürger, die keine oder andere Drogen konsumieren als du oder dieselben Drogen besser vertragen, bleibt es unverständlich, inwiefern die bundesrepublikanische Gesellschaft mittels Gewalt zu verbessern wäre. Leider kannst du es nicht erklären, denn auch du verfügst weder über eine schlüssige Begründung für dein Gewaltkonzept, noch über eine Landkarte der Wege zu einer besseren Gesellschaft. Das Ziel deines Handelns besteht darin, dein Ego unter dem Vorwand sozialer Ziele mit Amüsement, Abwechslung und Abenteuer zu befriedigen. Darin unterscheidest du dich nicht vom durchschnittlichen Sportwagenfahrer oder Yachtbesitzer, nur benötigen diese Leute keinen sozialen Vorwand für die Überbrückung ihrer Eintönigkeit. Wenn du marodierend durch Städte ziehst und Menschen angreifst, flüchtest du aus deinem Alltag als Krankenpfleger, Bürofachangestellte, Sozialhilfe-Empfänger oder Software-Entwicklerin.

Du wärst gerne ein Held im Stil von Robin Hood oder Jeanne d'Arc. Von deiner Eitelkeit geblendet, erkennst du nicht, dass Zerstörungswut die Gewaltspirale nach oben schraubt und vernunftbegabten Zeitgenossen, die zum Glück immer noch die Mehrheit der deutschen Bevölkerung repräsentieren, schadet. Du bist ein verwöhntes, schreiendes Kind, das mit den Füßen aufstampft und blind um sich schlägt, weil es etwas haben will, das ihm niemand geben kann.

Als Einzelner fühlst du dich schwach und bedeutungslos. Um die Identifikation mit deiner Gruppe zu stärken, legst du Wert auf Uniformierung. Auffällig ist dabei dein Markenbewusstsein. Während der Ausschreitungen in Frankfurt fiel auf, dass sich schwarze Jacken eines bestimmten Outdoor-Modelabels bei deinen Mitgliedern großer Beliebtheit erfreuen. Die nicht gerade preiswerte Kleidung dieses Ausstatters hat man bislang eher mit Studienräten der Fachrichtungen Geografie und Gesellschaftskunde in Verbindung gebracht.

Du hast dir vorgenommen, die soziale Marktwirtschaft sowie das gesamte Fundament dieses Landes abzuschaffen. Wenn der Staat mit innerer Gewalt einer verfassungsfeindlichen Minderheit konfrontiert wird, befindet er sich in einer komplexen Situation: Verhält er sich zu defensiv, wird ihm von der Mehrheit Zurückhaltung vorgeworfen. Verhält er sich zu offensiv unter Anwendung von Gewalt, wird ihm Eskalation vorgeworfen. Es ist Klugheit innerhalb der staatlichen Organe gefordert, wenn es darum geht, Dummheit und Gewalt zu bekämpfen. Eine zentrale Strategie besteht in der Absicherung mittels massiver Polizeipräsenz. So könnte aus dem für Mai geplanten "Blockupy Frankfurt" ein Copupy Frankfurt werden, das den Steuerzahler Millionenbeträge kostet. Dieses Geld wäre ertragreicher in Kindergärten oder Altersheime investiert.

Lieber schwarzer Block, tue der Welt den Gefallen und stirb endlich still und ohne dusselige Parolen aus. In der ungefähr vierten Generation bist du inzwischen langweiliger als Punk oder deutsche Schlager. Krepiere doch bitte einfach an deiner eigenen Überheblichkeit anstatt Familienkutschen anzuzünden oder die Scheiben meiner Bank einzuschlagen, so dass ich am nächsten Tag den Geldautomat nicht benutzen kann. Wovon kaufst du dir eigentlich die schwarzen Outdoor-Jacken und die Totenkopfkapuzenpullis? Alles vom kapitalistischen Erzfeind geklaut? Oder hat Opa bezahlt?

Mit stets zweimal schwärzeren Grüßen als du,
mq

Freitag, April 06, 2012

Fastenzeit


Lois Weinberger, Fliegenfänger, Städelmuseum Frankfurt
"In der Not frisst der Teufel Fliegen." (Redensart)