Samstag, März 22, 2014

Sehr geehrter Klimawandel,

manche zweifeln an Ihrer Existenz. Andere meinen, die Vorzeichen einer Veränderung seien eindeutig. Willkommen im kurzen Dasein der aktuellen Population dieses Planeten. Ihre Gegner sorgen sich aufgeregt um den Fortbestand der Menschheit, auch wenn sie selbst das prognostizierte Fiasko nicht erleben werden.

Ihre Befürworter hingegen betonen die erfreulichen Seiten. Wenn die Polkappen abschmelzen, wird Deutschland zwar seinen liebsten Fußballfeind verlieren, aber auch ohne Holland geht das Leben weiter. Die Nordsee reicht bis zur Eifel. Das ist eine landschaftlich reizvolle Kombination zwischen Strand und Hügellandschaft mit hohem Freizeitwert und vom bevölkerungsreichen, dann noch dichter besiedelten Nordrhein-Westfalen aus schnell zu erreichen. Deutschland wird zur Surfnation.

Gazprom geht pleite. Keiner muss mehr heizen, und man bekommt keine Mahnungen mehr vom Schornsteinfeger wegen verpasster Termine. Niemand braucht mehr einen Schlafsack beim Campen oder lange Unterhosen mit Eingriff. Sonnenenergie setzt sich in Mitteleuropa durch. Die Klimawende schafft beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Energiewende.

Die Rheinebene wird zum Reisanbaugebiet mit drei bis vier jährlichen Ernten. Im Schwarzwald wachsen nicht nur Nadelbaummonokulturen, sondern edle Tropenhölzer. Männer tragen endlich keine Schals mehr. Aras und andere exotische Vögel nisten im Erzgebirge. Die Berliner können auch im Januar ohne Wolldecken und Gaspilze in ihren Straßencafés herumsitzen. Zebraherden durchstreifen die Sächsische Schweiz. Frauen gehen im Bikini einkaufen.

Während über die Polkappen diskutiert wird, wälzen Sie sich gähnend im Halbschlaf. Sie haben es mit dem Erwachen nicht eilig. Und Ihre Mutter Natur zeichnet sich ebenso durch Gelassenheit aus. Sie hat immerhin die Dinosaurier überlebt. Und auch Atomkriege beeindrucken sie nicht.

Ich will Sie nicht weiter belästigen, alle reden einfach gerne über das Wetter. Klima gibt es immer. Man nimmt es, wie es kommt.

Mit thermostatischen Grüßen,
mq



Vor dem Fenster, vor einer Woche

Samstag, März 08, 2014

Goldene Aschenbecher

Drei Dinge erscheinen an dieser Entdeckung während eines nächtlichen Heimwegs bemerkenswert:
1. Es gibt noch Raucher. (Oder andere Leute, die Aschenbecher benötigen.)
2. Es gibt noch mindestens eine Person, die eine Schreibmaschine benutzt.
3. Es gibt noch Ernte 23.

In der 1980er Jahren standen auf den Tischen des Würzburger Unicafés Aschenbecher, auf denen zu lesen war: "Dieser Aschenbecher wurde im Unicafé Würzburg geklaut". Die Verbreitung der Werbebotschaft durch Anstiftung zum Diebstahl seitens des Bestohlenen hat funktioniert. Ich kann mich an keine WG erinnern, die damals mit anderen Aschenbechern ausgestattet war. Bei goldenen Aschenbechern könnte die Realisierung eines solchen Konzepts kostenintensiv sein, mittelfristig betrachtet.